Der Skandal um VW‘s Betrug bei den Abgasmessungen hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig das Image eines Unternehmens ist. Der Aktienkurs des Autobauers verlor innerhalb weniger Tage etwa 40 Prozent, und die Zukunftsaussichten des Unternehmens sind allenfalls gedämpft. Immer mehr Konsumenten achten beim Kauf von Produkten auf die Integrität des Herstellers, eine umweltverträgliche Produktion und die Einhaltung sozialer Mindeststandards. Und auch viele Kapitalanleger überprüfen die Nachhaltigkeit der Unternehmenskultur, bevor sie investieren. Das Schweizer Forschungsunternehmen RepRisk überprüft Unternehmen auf ihre Ethik und Nachhaltigkeit und hat eine Liste der umstrittensten Unternehmen der Welt veröffentlicht
1. Chonhaejin Marine Company
Im April 2014 sank die Fähre Sewol des südkoreanischen Unternehmens Chonhaejin Marine Company auf dem Weg nach Jejudo im Gelben Meer. Bei dem Unglück kamen über 300 Menschen ums Leben, unter ihnen viele Schüler einer südkoreanischen High School. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Schiff extrem überladen und ein wenige Tage zuvor gestellter Reparaturantrag des Kapitäns ignoriert worden waren. Nachforschungen deckten zudem mögliche Steuerhinterziehungen und Betrugsfälle seitens der Eigentümerfamilie auf.
2. Takata Corp
Das japanische Unternehmen stellt seit 1988 Airbags her, die in vielen Automarken verwendet werden. 2013 kam es in den USA und in Malaysia zu Todesfällen, die auf defekte Airbags zurückgeführt wurden, die in Takatas mexikanischer Niederlassung hergestellt wurden. Aufgrund mangelhafter Aufzeichnungen konnte niemand nachvollziehen, wo weitere fehlerhafte Airbags eingebaut wurden, was zu Millionen von Rückrufen bei Toyota, Honda, Mazda, Nissan, Ford und BMW führte.
3. Chang Guann Company
2014 wurde Taiwan von einer Reihe von Lebensmittelskandalen geschüttelt. Angeführt wurden diese von Chang Guann Co., die Speiseöl mit Altöl, Küchenabfällen, Tierfutter und sogar Nebenprodukten aus der Lederindustrie streckten. Wie sich herausstellte, wurden Manipulationen von Lebensmitteln in Taiwan jahrzehntelang geheim gehalten. Deshalb rissen die Skandale nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch die Regierung mit in den Abgrund.
4. Zhongrong Metal Products
Viele chinesische Firmen arbeiten als Zulieferer für amerikanische und europäische Marktführer. Niedrigere Löhne, aber vor allem auch geringere Sicherheitsstandards reduzieren die Produktionsausgaben auf Kosten von Menschenleben, wie bei Zhongrong Metal Products. Aufgrund mangelnder Ventilation baute sich in der Polierhalle so viel Aluminiumstaub auf, dass ein einziger Funke, vermutlich von einer elektrischen Maschine, genügte, um eine Explosion auszulösen. Insgesamt starben 146 Arbeiter und knapp 200 wurden verletzt. Wie immer bei solchen Unglücken, über die weltweit berichtet wird, leidet auch das Image der Abnehmer, zu denen in diesem Fall unter anderem General Motors gehört.
5. Uber
Der Fahrdienstleister macht gleich an mehreren Fronten Schlagzeilen. Während das Aufbrechen nationaler Taximonopole von vielen Verbrauchern noch als positiv betrachtet wurde, betrachten viele die Methoden des Unternehmens mittlerweile mit Skepsis. So müssen die Fahrer beispielsweise als Selbstständige arbeiten und auf die rechtliche und soziale Absicherung eines Arbeitsvertrages verzichten. Hinzu kommt eine mangelnde Überprüfung der Fahrer, die das Unternehmen unter anderem in einen Vergewaltigungsfall in Indien verstrickt haben.
6. Fifa
Fifa scheint in den letzten Jahren gar nicht mehr aus den Schlagzeilen herauszukommen. Während der Weltmeisterschaft in Brasilien wurden führende Fifa-Funktionäre beschuldigt, an Schwarzverkäufen von Tickets beteiligt gewesen zu sein. Und mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft, ein Ereignis, das das Image eines Landes deutlich verbessern kann, käuflich ist. Nach Russland und Katar, wo die nächsten zwei Weltmeisterschaften stattfinden sollen, steht nun auch Deutschland im Rampenlicht, wo verdächtige Zahlungen im Rahmen der Vergabe der WM 2006 untersucht werden.
7. Dongguan Shinyang Electronics
Die Arbeitsbedingungen bei dem Zulieferer für Samsungs Smartphones sind wie fast überall in China von hohen Überstunden und geringer Bezahlung geprägt. Angestellte erhalten kein Sicherheitstraining. Und wie ein Journalist bei verdeckten Recherchen herausfand, macht sich das Unternehmen zusätzlich der Kinderarbeit schuldig.
8. General Motors
2014 startete General Motors eine Rückrufaktion von über 30 Millionen Fahrzeugen wegen eines defekten Zündschlosses. Das Zündschloss drehte sich unter bestimmten Umständen von selbst in die Aus-Position, was zu einem sofortigen Ausfall von Servolenkung, Bremskraftverstärker und anderen Sicherheitsprogrammen führte. Insgesamt soll das Unternehmen für mehr als 50 Todesfälle verantwortlich sein. Da die Zündschlösser in den Jahren 2003 bis 2007 produziert wurden, wurde General Motors außerdem wegen Verschleierung von Sicherheitsrisiken angeklagt.
9. KT ENS Corp
Das Telekommunikationsunternehmen aus Südkorea erschlich sich mit gefälschten Dokumenten Kredite über 1,6 Milliarden US-Dollar von 16 verschiedenen Banken. Teile des Geldes wurden ins Ausland geschmuggelt.
10. Neiman Marcus Group
Hacker erbeuteten Kreditkarteninformationen und persönliche Daten von Millionen von Kunden der amerikanischen Warenhauskette. Das Unternehmen gab den Verlust erst zu, nachdem die ersten Kreditkarten missbraucht wurden.
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