Wer als Manager oder Unternehmer Erfolg haben will, muss entscheidungsfreudig sein. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn die Konsequenzen gehen häufig über den eigenen Einflussbereich hinaus. Wie sich Marktteilnehmer in bestimmten Situationen verhalten, lässt sich nicht mit klassischen volkswirtschaftlichen Modellen erklären. Dafür braucht es moderne Denkansätze, wie die der Spieltheorie.

Im Mittelalter gehörte Schach zur Grundausbildung der Ritter. Die Idee dahinter war, dass das Strategiespiel vorausschauendes Denken und flexibles Handeln fördert –unverzichtbare Fähigkeiten für Heerführer. Um heutzutage Manager zu werden, muss man sich zwar nicht in der Kriegsführung üben, aber spieltheoretische Denkansätze sind in der Chefetage genauso wertvoll wie auf dem Schlachtfeld. Dabei ist Schach nur eine Möglichkeit, das Strategiebewusstsein zu fördern.

Spieltheorie beschreibt typische Handlungsmuster

Der Einsatz der Spieltheorie in der Wirtschaftswissenschaft geht maßgeblich auf den US-Ökonom John F. Nash zurück. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Individuen in Entscheidungssituationen Entschlüsse nach bestimmten Regeln treffen, die das Endergebnis für jeden einzelnen Mitspieler beeinflussen. In der Realität gibt es nämlich meistens kein Nullsummenspiel, bei dem einer gewinnt und der andere verliert.

Das Gefangenendilemma: Zwischen Konflikt und Kooperation

Ein häufig eingesetztes Modell in der Spieltheorie ist das sogenannte Gefangenen-Dilemma. Zwei Gefangene bekommen getrennt voneinander das gleiche Angebot: Wer gesteht und als Kronzeuge den anderen belastet, kann für sich selbst einen Freispruch erzielen, während der andere für zwanzig Jahre ins Gefängnis geht. Gestehen beide, müssen Sie für zehn Jahre hinter Gitter. Bleiben beide standhaft, kommen sie mit fünf Jahren davon. Die Gefangenen haben dabei keine Möglichkeit, sich abzusprechen. Da das Vertrauen, dass der andere standhaft bleibt und fünf Jahre in Kauf nimmt – was für beide gemeinsam die beste Lösung wäre – neigt jeder dazu, sich seinen eigenen Vorteil zu sichern, also zum Geständnis. Anstatt freizukommen, gehen also beide für zehn Jahre ins Gefängnis. Das Gefangenendilemma ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich durch Kooperation mit anderen Spiel- oder Marktteilnehmern ein für alle günstigeres Ergebnis erzielen ließe.

Neue Denkmuster bei der Problemanalyse eröffnen Handlungsspielräume

Eine andere Form der Spieltheorie ist das Angsthasenspiel, auch Spiel mit dem Untergang genannt. Hier rasen zwei Spieler mit dem Auto aufeinander zu. Wer zuerst ausweicht, hat verloren. Bei diesem Strategiespiel gibt es vier mögliche Szenarien: Spieler 1 weicht aus, Spieler 2 weicht aus, beide weichen aus und keiner weicht aus. Die Spieltheorie liefert dabei keine einfachen Handlungsempfehlungen. Ein Unternehmer weiß in der Regel nicht, wie lange ein Konkurrent beispielsweise eine Preisdumping-Strategie fährt, um andere aus dem Markt zu drängen. Worum es geht, ist Managern Denkmuster für komplexe Entscheidungssituationen an die Hand zu geben und ein Problem spieltheoretisch zu analysieren:

  • Wer sind die Beteiligten?
  • Wer hat welche Informationen?
  • Welche Ziele verfolgen die einzelnen „Mitspieler“?
  • Welche Strategien werden dafür benutzt?
  • Nach welchen Regeln verhalten sich die Teilnehmer?

Durch die Fähigkeit, ein Problem aus der Perspektive der anderen wahrzunehmen, Anreize und Verhaltensmuster –auch bei sich selbst – zu erkennen, eröffnen sich häufig neue Handlungsspielräume.


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