„Steuern zu erheben heißt, die Gans so zu rupfen, dass man die Federn bekommt, ohne gebissen zu werden“, sagte Konfuzius. Lesen Sie hier, wie einfallsreich der Fiskus bisweilen bei der Erfindung neuer Steuern ist.
Rom im 1. Jahrhundert: Latrinensteuer
Als Kaiser Vespasian die Führung des Römischen Reiches übernahm, klafften riesige Löcher im Staatshaushalt. Um die Staatseinnahmen zu erhöhen, erhob er unter anderem eine Latrinensteuer. In Rom gab es praktisch an jeder Ecke eine öffentliche Toilette. Der Urin wurde bei der Ledergerberei und der Wäschereinigung verwendet. Die Latrinensteuer war zwar nicht populär, aber sie trug zur Sanierung der Staatsfinanzen bei und bescherte uns die noch heute geläufige Redewendung „Pecunia non olet – Geld stinkt nicht“.
England im 12. Jahrhundert: Feigheitssteuer
Im Mittelalter war es üblich, dass Adlige und Ritter, die vom König Ländereien erhielten, als Gegenleistung für ihn in den Krieg zogen. Henry I erlaubte seinen Untertanen, sich gegen Zahlung eines sogenannten Schildgeldes vom Wehrdienst zu befreien. Für die Krone lohnte sich die Militärsteuer, da mit dem Geld erfahrenere Söldner engagiert werden konnten.
Russland im 17. Jahrhundert: Bartsteuer
Jeder weiß, dass Steuern nicht nur zur Erhöhung der Staatseinnahmen dienen, sondern auch politisches Druckmittel sind. So legte Zar Peter der Große seinem Volk eine Bartsteuer auf, um sein Reich in die Moderne zu führen. Auf seinen Reisen in Europa hatte er Ideen für die Umgestaltung Russlands gesammelt. Die wallenden Vollbärte der russischen Altgläubigen symbolisierten für ihn die Rückständigkeit. Deshalb sollten sie verschwinden. Wer seinen Bart behalten wollte, musste zahlen oder auswandern.
Württemberg im 18. Jahrhundert: Spatzensteuer
Im 18. Jahrhundert empfand man die Plage durch Haussperlinge und andere Vögel als so groß, dass man vielerorts das Volk dazu verpflichtete, diese einzufangen und abzuliefern. Herzog Karl Eugen von Württemberg verlangte in einem Dekret von 1789 von jeder Person zwölf lebende Spatzen pro Jahr. Wer diese nicht vorweisen konnte, musste zwölf Kreuzer Spatzensteuer zahlen.
Großbritannien im 18. und 19. Jahrhundert: Hutsteuer
Der Unabhängigkeitskrieg mit den USA und andere Kriege hatten die britische Regierung Ende des 18. Jahrhunderts in eine tiefe Fiskalkrise gestürzt. Um die Staatstruhen wieder aufzufüllen, wurde eine Reihe von Steuern auf Haushaltsgüter eingeführt, zu denen auch die Hutsteuer zählte. Die Idee hinter der Steuer war, dass wohlhabende Männer, die viele teure Hüte besaßen mehr zahlen sollten als arme Männer, die sich nur einen billigen oder gar keinen Hut leisten konnten. Ähnlich wie die heutige Umsatzsteuer kassierten die Hutverkäufer die Steuer und führten sie an den Schatzmeister ab. Jeder rechtmäßig erworbene Hut bekam einen Stempel. Betrüger, die beim Fälschen des Hutsteuerstempels erwischt wurden, bezahlten den Steuerbetrug mit der Todesstrafe.
Kalifornien im 20. Jahrhundert: Sportlersteuer
War es der Neid über die hohen Einkünfte der Sportstars oder einfach nur Verbitterung darüber, dass die Chicago Bulls die L.A. Lakers in Los Angeles geschlagen haben? Niemand weiß es genau. Jedenfalls forderte Kalifornien 1991 von den Basketballern aus Chicago eine sogenannten Jock Tax, eine Steuer auf Einkünfte, die die Sportler während des Spiels auf dem Grund und Boden des Staates Kalifornien verdient haben. Andere Bundesstaaten haben mittlerweile nachgezogen, obwohl die Tax Foundation die Steuer aufgrund ihrer Willkürlichkeit kritisiert.
Neuseeland im 21. Jahrhundert: Furzsteuer
Kaum jemand bestreitet heutzutage noch die Notwendigkeit, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Und die meisten Experten sind sich einig: Der fairste Weg ist eine Abgabe in Relation zum verursachten CO2-Ausstoß. Konsequenterweise wollte die neuseeländische Regierung 2003 eine “Landwirtschaftliche Emissionsabgabe” einführen, mit dem Ziel die sogenannten Flatulenzen der Kühe um 50 Prozent zu senken. Das Volk war von der „Furzsteuer“ wenig erbaut und nach Protesten wurde der Vorschlag zurückgezogen.
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